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Matthias Schwehm
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Gestaltpsychologie

Als Gestaltpsychologie wird in der Regel eine Richtung innerhalb der Psychologie bezeichnet, die das Erleben (vor allem in der Wahrnehmung) als eine "Ganzheit" betrachtet, die auf einer bestimmten Anordnung der ihr zugrunde liegenden Gegebenheiten beruht, wobei diese Gegebenheiten als "Glieder" mit dem "Ganzen" in der Beziehung wechselseitiger Bedingtheit stehen. Häufig vorkommende Begriffe:

Gestaltpsychologie, Gesetz, Elemente, Schule, Wahrnehmung, Gegebenheiten, Gestaltgesetze, zusammengehörig, Richtung

"In der Regel" heißt, dass das Wort "Gestaltpsychologie" nur bedingt als klar definierbarer wissenschaftlicher Begriff gelten kann; es ist zum Teil ein durch seinen Gebrauch organisch gewachsener Name für eine Anzahl "ähnlicher" Auffassungen. Die Gestaltpsychologien unterschiedlicher Richtung leiten sich jedoch aus einer einzigen Arbeit aus dem Jahre 1890 her, in der der Philosoph Christian von Ehrenfels seine Erkenntnis berichtete, die Wahrnehmung enthalte Qualitäten, die sich aus der Anordnung einfacher Sinnesqualitäten ergeben. So sei die Melodie eine solche Gestaltqualität, denn die Töne als Elemente der Melodie könnten durch ganz andere Töne ersetzt werden, und es wäre dennoch dieselbe Melodie, wenn nur die Anordnungsbeziehung zwischen den Tönen erhalten bliebe.

Nach längerer Betrachtung "kippt" der Würfel. Man hat dieses "Kippen" als Gestaltwechsel bezeichnet
Nach längerer Betrachtung "kippt" der Würfel. Man hat dieses "Kippen" als Gestaltwechsel bezeichnet


Inhaltsverzeichnis Gestaltpsychologie

Klassische Gestaltpsychologie

Berliner Schule der Gestaltpsychologie

Aufgrund der Beobachtung von v. Ehrenfels entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts die "Gestaltpsychologie" als eine neue psychologische Richtung. Sie wurde zuerst im deutschsprachigen, dann auch im internationalen Raum einflussreich. Als ihre Begründer und Hauptexponenten gelten drei Studenten von Carl Stumpf: Max Wertheimer, Wolfgang Köhler und Kurt Koffka. In weiterem Sinne kann auch Kurt Lewin dieser Gruppe zugerechnet werden. Diese "Berliner Schule der Gestaltpsychologie" nannte sich auch "Gestalttheorie" und erweiterte ihren Gegenstand über die Wahrnehmung hinaus. Sie ist vor allem ihrer umfangreichen Experimentalforschung auf dem Gebiet der Wahrnehmung wegen bekannt und berühmt geworden und wird noch Anfang des 21. Jahrhunderts vertreten. Es werden drei Arten von Gestaltqualitäten des Wahrnehmungserlebens unterschieden (Metzger 1954, S. 62-65), ohne innerhalb dieser Arten eine Systematik anzugeben:

  • Struktur, (Gefüge, Tektonik) wie gerade, rund, symmetrisch, geschlossen, spitz, wellig;
  • Ganzbeschaffenheit wie durchsichtig, leuchtend, rauh;
  • "Wesen" wie Charakter, Habitus, Gefühlswert.

In der älteren Gestaltpsychologie vom Anfang des 20. Jahrhunderts wird "Gestaltgesetz" synonym mit "Gestaltfaktor", "Faktor", "Gesetz" oder auch mit "Gruppierungsgesetz" verwendet. Ein Gestaltgesetz bezeichnet die Art des Zusammenschlusses von erlebten Teilen zu einer erlebten Ganzheit, oft neben einer Gruppe von einzelnen Gegebenheiten. "Der Zusammenschluss erfolgt derart, daß die entstehenden Ganzen in irgendeiner Weise vor andern denkbaren Einteilungen gestaltlich ausgezeichnet sind", und zwar u. a. so, "daß möglichst einfache, einheitliche, ...geschlossene, ..symmetrische, ...gleichartige Ganzgebilde entstehen." (Wolfgang Metzger 1954, S. 108 f). Für diese und einige andere Arten des Zusammenschlusses wurden viele anschauliche Beispiele zusammengetragen, die den Betrachter unmittelbar überzeugen. Bestimmte Fakten wurden klassifiziert, so dass man von einer deskriptiven Theorie sprechen kann; eine erklärende Theorie für sie wurde jedoch nicht entwickelt.

Die Kanten des Würfels sind imaginär; sie werden von unserem Gehirn nach dem Gesetz der guten Fortsetzung erzeugt
Die Kanten des Würfels sind imaginär; sie werden von unserem Gehirn nach dem Gesetz der guten Fortsetzung erzeugt

Gestaltgesetze (Gestaltpsychologie)

Gesetz der Prägnanz
Es werden bevorzugt Gestalten wahrgenommen, die sich von anderen durch ein bestimmtes Merkmal abheben.
Gesetz der Nähe
Elemente mit geringen Abständen zueinander werden als zusammengehörig wahrgenommen.
Gesetz der Ähnlichkeit
Einander ähnliche Elemente werden eher als zusammengehörig erlebt als einander unähnliche.
Gesetz der Kontinuität
Reize, die eine Fortsetzung vorangehender Reize zu sein scheinen, werden als zusammengehörig angesehen.
Gesetz der Geschlossenheit
Linien, die eine Fläche umschließen, werden unter sonst gleichen Umständen leichter als eine Einheit aufgefasst als diejenigen, die sich nicht zusammenschließen (D. Katz, Gestaltpsychologie, 1969).
Gesetz der gemeinsamen Bewegung
Zwei oder mehrere sich gleichzeitig in eine Richtung bewegende Elemente werden als eine Einheit oder Gestalt wahrgenommen.
Gesetz der fortgesetzt durchgehenden Linie
Linien werden immer so gesehen, als folgen sie dem einfachsten Weg. Kreuzen sich zwei Linien, so gehen wir nicht davon aus, dass der Verlauf der Linien an dieser Stelle einen Knick macht.

Zusätzlich zu diesen von Wertheimer formulierten Gesetzen fand Stephen Palmer in den 1990er Jahren drei weitere Gestaltgesetze [1]

Gesetz der gemeinsamen Region
Elemente in abgegrenzten Gebieten werden als zusammengehörig empfunden.
Gesetz der Gleichzeitigkeit
Elemente, die sich gleichzeitig verändern, werden als zusammengehörig empfunden.
Gesetz der verbundenen Elemente
Verbundene Elemente werden als ein Objekt empfunden.

Quelle

  1. Palmer, S.E. (1999) Vision Science. MIT Press, Cambridge (USA)

Leipziger Schule der Gestaltpsychologie (Genetische Ganzheitspsychologie)

Der Philosoph Felix Krueger und der Psychologe Friedrich Sander gründeten die Leipziger Schule der Gestaltpsychologie. Während die Berliner Schule die Auffassung der Erlebensimmanenz vertrat, nach der Erlebnisse aus Erlebnissen hervorgehen, waren die Leipziger der Meinung, Erlebnisse seien durch erlebensjenseitige Gegebenheiten bedingt. Sie setzten einen Bereich transphänomenalen seelischen Seins an, den sie "Struktur" nannten. Konkretere Ausführungen dieser Annahme gab es nicht; bekannt sind die allgemeinen Ausführungen zum "Problem des seelischen Seins" von Albert Wellek.

Sander wurde mit Untersuchungen über visuelle Aktualgenese in seinem Institut bekannt, die in einer stufenweise Differenzierung des Perzepts bei kontinuierlicher Reizsteigerung bestand. Weder Krueger noch Sander versuchten, die Abfolge der entstehenden Gestaltqualitäten irgendwelchen sie bedingenden strukturellen Gegebenheiten zuzuordnen. Sowohl der aktualgenetische Forschungsansatz als auch die Strukturtheorie sind der Vergessenheit anheimgefallen und werden im 'mainstream' nicht mehr diskutiert.

Literatur zu Gestaltpsychologie

  • Christian von Ehrenfels: Über Gestaltqualitäten. Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Philosophie 4, 1890, S. 249-292.
  • Lothar Kleine-Horst: Evolutionär-psychologische Theorie des Sehens. Auftakt zu einem neuen wissenschaftlichen Weltbild. Enane, Köln 1992 ISBN 3-928955-40-3
  • Lothar Kleine-Horst: Empiristic theory of visual gestalt perception. Hierarchy and interactions of visual functions. Enane, Köln 2001 ISBN 3-928955-42-X (Erweiterung der Fassung von 1992, englischsprachig, enthält auch die empiristische Theorie der Gestaltgesetze und viele Beispiele für ihre Anwendung)
  • Erwin Lemche: Der gestalttheoretische Aspekt und sein Einfluß auf die Interventionsweise bei S.H. Foulkes
  • Wolfgang Metzger: Gesetze des Sehens. Kramer, Frankfurt/M. 1953
  • Wolfgang Metzger: Psychologie. Die Entwicklung ihrer Grundannahmen seit der Einführung des Experiments. Steinkopf, Darmstadt 1954
  • Wolf Singer: Gestaltwahrnehmung: Zusammenspiel von Auge und Hirn. In: H. Kettenmann und M. Gibson: Kosmos Gehirn. Neurowissenschaftliche Gesellschaft e. V. und BMBF, Berlin 2002
  • Albert Wellek: Das Problem des seelischen Seins. Die Strukturtheorie Felix Kruegers: Deutung und Kritik. 2. erweiterte Auflage, Hain, Meisenheim/Glan 1953

Zu Gestaltpsychologie siehe auch

  • Farbe (bes. Psychologische Wirkung)
  • Gestalt
  • Gestalttheorie
  • Gestaltpädagogik
  • Gestalttherapie
  • Optische Täuschung
  • Schlüsselreiz

Weblinks zu Gestaltpsychologie

Beispiele für Gestaltwahrnehmungen

Kategorien: Psychologische Schule | Wahrnehmung
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