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Matthias Schwehm
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Sinn des Lebens

Hamlet, auf Sinnsuche mit Yoricks Schädel
Hamlet, auf Sinnsuche mit Yoricks Schädel
Häufig vorkommende Begriffe:

Sinn des Lebens, Leben, Frage, Menschen, Lebenssinn, Mensch, Gott, Sinnfrage, Philosophie, Antworten, Welt, Glück, Suche, Medium

Unter dem Sinn des Lebens kann die Bedeutung der individuell gegebenen Lebenszeit eines Menschen verstanden werden. Er bezeichnet die „Deutung des Verhältnisses zwischen dem Menschen und seiner Welt“ (P. Tiedemann). Die eigenständige Frage nach dem individuellen Lebenssinn taucht als solche erst am Ende des 19. Jahrhunderts in der „populärwissenschaftlichen“ Philosophie auf.

Es gibt unzählige mögliche Antworten auf die Frage nach dem „Sinn des Lebens“. Häufig beruhen diese auf religiösen oder philosophischen Überzeugungen. Ansichten über den Sinn des Lebens können sich sowohl von Mensch zu Mensch unterscheiden, als auch im Lauf des Lebens eines einzelnen Menschen variieren. Allgemein existiert keine Übereinstimmung hinsichtlich der Frage nach dem Sinn des Lebens. Dieses augenscheinliche Fehlen einer allgemein gültigen Antwort kann als unbefriedigend oder belastend empfunden werden.

Viele unnötige Spekulationen und Verwirrungen haben ihre Ursache allerdings schlicht darin, dass versäumt wird, die Begriffe Sinn und Leben eindeutig und klar zu definieren (s.u.). Oftmals wird die Frage nach dem Sinn des Lebens mit anderen Aspekten verbunden, etwa, ob das Leben einem bestimmten Zweck dienen, oder ob ein bestimmtes Ziel erreicht werden soll, wie annehmbar aus der dem Begriff Sinn häufig beigelegten Bedeutung.

Inhaltsverzeichnis Sinn des Lebens

Sinn des Lebens: Problematik der Fragestellung

Um im Weiteren über den „Lebenssinn“ sprechen zu können, ist zunächst also eine sprachliche Klärung und Eingrenzung vonnöten.

Eine zentrale Rolle bei der Fragestellung nimmt der Begriff des „Sinns“ ein. Sinn ist ein mehrdeutiger Begriff, er kann etwa als heraklitischer logos, teleologischer Sinn, als Glück oder rein sprachliches Problem wie der „Sinn“ als Bedeutung einer Aussage aufgefasst werden. All diese Konnotationen von Sinn sind im Weiteren immer mitzudenken.

Schließlich muss auch der Begriff „Leben“ eingeschränkt werden, denn hier ist nur „Leben“ im Sinn der Existenz eines jeden einzelnen menschlichen Individuums gemeint. Davon abzugrenzen ist eine abstraktere Frage nach dem Sinn des (biologischen Phänomens) „Leben“ überhaupt (vgl. hierzu z.B. Anthropisches Prinzip).

Sinn des Lebens: Gründe für die Sinnfrage

Die Frage nach dem Sinn des Lebens stellen und beantworten zu können, ist eine Fähigkeit, die offenbar nur der Mensch besitzt. Schon in der antiken Philosophie hatte man festgestellt, dass er offenbar das einzig bekannte sprachbegabte Vernunft- und Verstandeswesen (zoon logon echon) ist, das die Voraussetzungen für eine selbstbezügliche Sinnreflexion vorweisen kann.

Vielen Menschen stellt sich die Frage nach dem Sinn des Lebens im Alltag in der Regel nicht, solange die eigene Lebensführung nicht zweifelhaft oder fragwürdig wird. Häufig kommt es zu einer existenziellen Sinnkrise, wenn Ereignisse nicht mehr in das vorhandene Sinnkonzept integriert werden können: z.B. durch Enttäuschungen, Unglücke oder die Anforderungen eines neuen Lebensabschnitts. Die Folge ist oftmals der Beginn oder die Wiederaufnahme der Reflexion über den Lebenssinn, zu denen dann auch Fragen wie die nach dem Glück oder gar dem Sinn des Leidens gehören.

Sinn des Lebens: Reaktionen auf die Sinnfrage

Das Stellen der Frage nach dem Sinn des Lebens muss nicht zwingend eine positiv bestimmte Antwort nach sich ziehen:

  • Verschiedenen psychologischen Ansätzen nach wählen viele Menschen den Weg der Verdrängung. Sie weichen einer Auseinandersetzung mit der Sinnfrage und letztlich auch mit sich selbst aus. So „funktionieren“ sie zwar im Alltag unauffällig weiter, doch haben sie, im Wortlaut der Existenzphilosophie, eine Existenzform der Uneigentlichkeit (Martin Heidegger), d.h. eine nicht-authentische Lebensweise gewählt.
  • Eine andere Reaktion ist der Zynismus. Davon spricht man, wenn Menschen zwar eine große Sinnleere in ihrem Leben empfinden, das Leiden daran jedoch unterdrücken. Ihr Leben wird dann nur noch von Sachzwängen und dem Selbsterhaltungstrieb vorangetrieben (Peter Sloterdijk).
  • Ebenfalls möglich als Reaktion ist die Verzweiflung, wenn kein Sinn (mehr) im Leben gefunden bzw. gesehen werden kann (Kierkegaard). In einer solchen Verfassung droht das Leben zu scheitern. Ihre Ausprägungen können Depressionen und Suizid sein, d.h. eine chronische oder akute Lebensunfähigkeit, -verneinung oder -verweigerung.
  • Weiterhin gibt es (vor allem im Existentialismus) die Auffassung, das Leben habe keinen Sinn an sich (was für sich genommen a priori weder als gut noch als schlecht bewertet werden könne), so z.B. bei Albert Camus, für den das Leben grundsätzlich absurd ist. Diese Vorstellung widerspreche allerdings nicht notwendigerweise der Bejahung des Lebens und dem Glück des Menschen, wie Camus in Der Mythos von Sisyphos ausführt.
  • Theodor W. Adorno charakterisierte die Frage nach dem Sinn des Lebens als eine der letzten, in denen die Kategorien der Metaphysik in der Welt nach dem Holocaust weiterleben. Ihr Anspruch auf Objektivität widerspreche aber nahezu jeder erst subjektiv zu erschaffenden aber affirmativ proklamierten Antwort. Die Frage selbst sei Symptom einer objektiv sinnlosen Welt. Nicht durch einen Sinneswandel hin zur Erfüllung, sondern nur durch die objektive Abschaffung des die Versagung erzeugenden Prinzips könne das menschliche Dasein von seiner Leere kuriert werden.

Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Lebenssinn kann aber auch zu positiven Antworten führen. Voraussetzung für eine individuelle Antwort auf die Sinnfrage ist dabei entweder die Annahme einer gewissen Freiheit des Menschen, den Sinn seines Lebens selbst festzulegen oder aus vorgegebenen Möglichkeiten (z.B. von Gott gegeben) zu wählen.

Die Mehrzahl der Glaubensrichtungen enthalten die Sinnfrage als Teil ihrer Theologie. Der Sinn ergibt sich dabei oft verbindlich und logisch aus den auf Offenbarung zurückgehenden Grundwahrheiten der jeweiligen Religion.

Einige Institutionen erheben ein Monopol auf die Sinnfrage und geben vor, was das Lebensziel zu sein hat und welche Rechte und Pflichten sich daraus für den Einzelnen ergeben. Eine ähnliche Situation kann sich auch in (im weitesten Sinne) totalitären sozialen Gemeinschaften oder Staaten vorfinden.

Sinn des Lebens: Meta-Sinn

Eine grundsätzliche Schwierigkeit bei der Auseinandersetzung mit den Fragen nach Lebenssinn ist die prinzipielle Möglichkeit, einen einmal angenommenen Standpunkt wiederum zu hinterfragen, oder auch die Urteilsperspektive nach belieben zu wechseln (Alles ist relativ). Dieses Phänomen kennzeichnet das Vermögen des bewussten (rationalen) Denkens. Die Suche kann darum offenbar endlos fortgesetzt werden (vgl. infiniter Regress), bzw. es entsteht der Eindruck, dass die Frage nicht – oder nicht endgültig – zu beantworten wäre (Thomas Nagel). Einige Sinnangebote (darunter die Freudsche Psychoanalyse, sofern sie den Sinn ins Unbewusste verdrängt vermutet) erweisen sich als anhand rationaler Argumente nur schwer oder gar nicht zu widerlegen. Ebenso lässt sich in manchen religiösen oder ideologischen Lehren kaum eine oder keine theoretische Lücke entdecken. Die Beurteilung muss dann aufgrund anderer – noch nicht entdeckter – Faktoren geschehen oder rein gefühlsmäßig erfolgen.

Ein Problem, das zu einer unendlichen Regression münden kann, ist die Frage, warum die meisten Suchenden auf ihrer Suche nach Sinn nie nach dem Sinn der Lebenssinn-Frage selbst fragen: Warum stellen sich vielen Menschen überhaupt die Frage nach dem Sinn ihres Daseins? Warum drängt es viele Menschen so sehr, sie zu beantworten? Was ist eigentlich der Gewinn oder der Verlust, wenn sie beantwortet oder nicht beantwortet wird? So könnte auch eingewendet werden, dass es sinnlos sei, so viel Zeit und Arbeit auf die Lösung dieses „Rätsels“ zu verwenden. Auf der anderen Seite scheint die Erklärung für das Sich-Stellen dieser Frage auf der Hand zu liegen: Fragt man nach dem Sinn, dann deswegen, weil er verloren gegangen ist – ohne diese „Verlorenheit“ (Uneigentlichkeit nach Heidegger) würde sich die Frage gar nicht erst stellen; es ist der Sinn einer jeden Frage, ihre Antwort zu finden.

Sinn des Lebens: Mögliche Sinngebungen

Prinzipiell kann der Mensch seinem Leben in jeder Situation Sinn abgewinnen oder geben, solange er bei Bewusstsein ist (Viktor Frankl). Eine wirklich freie Entscheidung können die meisten aber nur dann treffen, wenn ihre Grundbedürfnisse erfüllt sind (Abraham Maslow). Hunger, Durst, Schmerz, Angst, Unfreiheit usw. können daher sehr schnell zu einem Verlust an wahrgenommenem Lebenssinn führen. Die Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse darf jedoch nicht mit der von diesen grundsätzlich unabhängigen Sinnsetzung bzw. -findung verwechselt werden.

Steht die eigene Person im Zentrum der Suche nach dem Lebenssinn, so können Wünsche nach Befriedigung körperlicher, materieller, sozialer und geistiger Bedürfnisse dominieren. Der Sinn kann z.B. im Streben nach Macht, Besitz, Ansehen, sowie Fortpflanzung, erfüllter Partnerschaft oder Selbstverwirklichung gesehen werden. Eine andere Ausprägung liegt vielleicht in der Suche nach Erkenntnis oder persönlicher Entwicklung.

Eine weitere Ausrichtung des Lebenssinns entsteht durch die Bedeutungsgebung im Hinblick auf andere Menschen oder allgemein der Umwelt. Konkret kann es sich dabei etwa um Hilfe im weitesten Sinne handeln: die Weitergabe von Wissen und Fähigkeiten, alltäglich gelebte Mitmenschlichkeit oder auch um soziales oder politisches Engagement. Oftmals orientiert sich das Handeln an einem Ideal (z.B. Liebe oder Gerechtigkeit).

Wird die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht in menschlichen Belangen gesucht, so kann sie auch in philosophischen oder spirituellen Angelegenheiten gefunden werden. Fragen nach dem Sinn oder Ursprung allen Seins (Ontologie) spielen hier häufig eine Rolle, möglicherweise steht die Suche nach Erleuchtung oder das Streben nach der Vereinigung mit dem Absoluten bzw. Gott im Mittelpunkt. Zu diesem Zweck könnte etwa Philosophie studiert, einer bestimmten Religionsgemeinschaft beigetreten, ein spezieller spiritueller Weg beschritten oder einem geistlichen Vorbild nachgefolgt werden.

Sinn des Lebens: Antworten der Philosophie

Die Auffassungen über den Sinn des Lebens, die in der Geschichte der Philosophie geäußert wurden, können als repräsentativ für die nicht-religiösen Ansichten gelten. Einige der Antworten, die im Laufe der Zeit auf die Frage nach dem Lebenssinn gegeben wurden, sollen hier im folgenden vorgestellt werden.

Sinn des Lebens: Antike und Mittelalter

Der Sinn des Lebens bestand in der Philosophie der Antike in der Hauptsache in der Erlangung der Glückseligkeit (eudaimonía). Diese wurde gemeinhin als das höchste, erstrebenswerteste Gut angesehen. Unterschiede in den philosophischen Schulen ergaben sich vor allem aus der Definition dessen, was unter Glück zu verstehen sei und der Art und Weise, wie man glaubte, dass dieses erreicht werden könnte.

Nach Platon besteht die unsterbliche menschliche Seele aus drei Teilen: der Vernunft, dem Mut und den Trieben. Nur wenn diese drei Seelenteile im Gleichgewicht sind und sich nicht gegenseitig widersprechen, kann der Mensch glücklich sein.

Sein Schüler Aristoteles betrachtete die Glückseligkeit nicht als statischen Zustand, sondern als ein stetiges Tätigsein der Seele. Vollkommenes Glück kann der Mensch nur im kontemplativen Leben (bios theoretikos), d.h. im Philosophieren bzw. im wissenschaftlichen Forschen finden.

Die Stoa setzte die Tugend an die Stelle der Glückseligkeit. Nur diejenigen, die im Einklang mit der Ordnung im Kosmos leben, frei von Affekten, Wünschen und Leidenschaften und gleichgültig gegenüber dem eigenen Schicksal sind, können den Endzustand der „Apathie“ erreichen. Diese Unempfindlichkeit gegen die Wechselfälle des Lebens, die stoische Ruhe, bedeute das wahre Glück.

Für Epikur wiederum lag der Sinn des Lebens in der (vornehmlich nicht-sinnlichen) Lust. Die maßvolle Befriedigung der Grundbedürfnisse bildete für ihn die Basis der besonders erstrebenswerten geistig-seelischen inneren Freuden. Voraussetzungen für die Glückseligkeit waren die Überwindung von Angst und Schmerz. Seine Empfehlung war auch ein Rückzug aus der Öffentlichkeit in einen kleinen Kreis von Freunden.

Das Mittelalter schließlich war die Zeit, in der in Europa das Christentum dominierte, das in dieser Zeit das Monopol auf die Sinnangebote besaß. Im späten Mittelalter verlagerte sich der Schwerpunkt von der eher kollektiven auf eine individuellere Form des Lebenssinns, der in der persönlichen Nachfolge Christi und der mystischen Vereinigung mit Gott schon zu Lebzeiten gesucht wurde. Stark gekürzt kann man aus Sicht des Mittelalters als den Sinn des Lebens das ewige Leben, also die ewige und maximal mögliche Gemeinschaft mit Gott, angeben.

Sinn des Lebens: Neuzeit

Auch zu Beginn der Neuzeit orientierten sich die meisten Menschen noch an der christlichen Lehre. Erst die Aufklärung begann die auf Frömmigkeit und Traditionen vertrauende, autoritätsgläubige Geisteshaltung kritisch zu hinterfragen. Der Mensch sollte sich wieder seines eigenen Verstandes bedienen (sapere aude!) und die Verantwortung für sein eigenes Leben selbst übernehmen, statt sich blind auf weltliche oder kirchliche Institutionen zu verlassen.

Immanuel Kant kritisierte die herkömmlichen Vorstellungen von Glück, da diese bedeuteten, dass jeder den unvorhersehbaren Schwankungen seiner eigenen wechselhaften Triebe, Bedürfnisse, Gewohnheiten und Vorlieben ausgeliefert ist. Er forderte stattdessen, dass sich der Mensch freiwillig den Gesetzen der Moral (kategorischer Imperativ) unterwirft. Dadurch könne ein selbstbestimmtes (autonomes), vernünftiges Leben geführt werden, in dem sich immerhin Zufriedenheit erreichen lässt.

Auch der Determinismus hatte Auswirkungen auf die Debatte um den Sinn des Lebens. Deterministen behaupten, dass ein Zustand der Welt zusammen mit den Naturgesetzen jeden weiteren Zustand der Welt festlegt. Einige Philosophen waren der Meinung, dass dies einen freien Willen unmöglich mache. Wenn der Weltverlauf schon feststehe, so könne man sich nicht mehr frei für eine Handlung entscheiden. Doch damit, so wurde weiter argumentiert, drohe auch der Sinn des Lebens zu einer Farce zu werden. Schließlich könne man sich einen „Sinn“ dann nicht mehr aus freier Entscheidung geben und für seine Erfüllung sorgen.

Bei Arthur Schopenhauer ist das Leben durch den eigenen Willen geprägt. Dies ist für ihn gleichbedeutend mit Leiden, da das Wollen des Menschen niemals dauerhaft zufriedenzustellen sei. Nur der ästhetische Genuss, die Versenkung in Kunst und Musik könne den Menschen in einen Zustand der reinen Anschauung versetzen, in dem das Leiden aufgehoben ist.

Sinn des Lebens: Moderne

Einen völlig anderen Ansatz vertritt Friedrich Nietzsche, der die Aufgabe des Menschen darin sieht, einen höher entwickelten Menschentypus hervorzubringen: den Übermenschen. Dieser soll hart und ohne jedes Mitleid gegen sich selbst und andere sein. Sein Lebenszweck besteht darin, aus seinem Leben und aus der Menschheit ein Kunstwerk zu formen.

Der amerikanische Senator Alben W. Barkley besichtigt das KZ Buchenwald am 24. April 1945.
Der amerikanische Senator Alben W. Barkley besichtigt das KZ Buchenwald am 24. April 1945.

Der Existenzialismus beschäftigte sich besonders intensiv mit der Problematik des Lebenssinns. Im Mittelpunkt steht die Erkenntnis, dass es jedem Menschen aufgegeben ist, frei zu wählen und zu entscheiden, was er mit seinem Leben tun will. Der Mensch ist in die Welt „hineingeworfen“ worden und müsse sich nun selbst definieren. Das bedeutet: Der Mensch sei nichts anderes als das, wozu er sich selbst macht. Er konzipiert ständig neue Entwürfe von sich, die er dann (nach)lebt. Diese totale Freiheit bedeute aber auch die Bürde einer vollständigen Verantwortung für sich und sein Handeln, denn das eigene Leben könne durch keine andere, höhere Instanz mehr entschuldigt werden.

Der modernen analytischen Sprachphilosophie, wie sie sich auf Wittgenstein beziehen lässt, schien unklar, welchen Status Aussagen über das, was man tun oder nicht tun soll, haben können. Sie geriet mit der Sinnfrage in einen Raum individueller Entscheidung außerhalb eines strenger zu fassenden philosophischen Projekts. Sie trennt daher den Bereich des Lebens von den Bereichen, in denen die Philosophie aus ihrer Sicht Antwort zu geben vermag.

Sinn des Lebens: Gegenwart

Atombombenabwurf auf Hiroshima am 6. August 1945
Atombombenabwurf auf Hiroshima am 6. August 1945

Die drohende Auslöschung der Menschheit durch einen globalen Krieg, das mögliche Ende des Fortschritts, die zunehmend sichtbar werdende Zerstörung der Umwelt, die warnende Prophezeiung vom Ende des Wachstums und der Wegfall der überkommenen Wertesysteme in der westlichen Hemisphäre haben im Verlauf der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem gesellschaftlichen Phänomen geführt, das häufig als allgemeine Sinnkrise bezeichnet wurde. In ihrem Gefolge gewannen auch skeptische Positionen stark an Bedeutung. So vertrat etwa Émile M. Cioran eine existentielle Skepsis, die von einem „Dasein ohne Endergebnis“ ausgeht. Die Argumente des Zweifels an jedem Lebenssinn drohen hier allerdings stets zur völligen Verzweiflung zu führen.

Die Naturwissenschaften können ihrem Wesen nach eigentlich keine Sinnangebote machen, doch hat ihre Popularität auch zu einer Kompetenzzuschreibung in diesem Bereich geführt. So sieht die Biologie den Lebenssinn des Menschen in der Erhaltung der Art, die einerseits durch die individuelle Suche nach einer effektiven Fortpflanzungsstrategie und andererseits durch das möglichst erfolgreiche Großziehen der eigenen Nachkommen bestimmt ist.

Der moderne Hedonismus betont in der Nachfolge der Utilitaristen und klassischen Hedonisten das Erleben und Erstreben von sinnlicher Lust. Der Lebenssinn liege in der Befriedigung von Bedürfnissen. Intensive, reizvolle und angenehme Lustempfindungen werden aktiv gesucht und nach Möglichkeit gesteigert. Die Verrechnung von Lust und Unlust soll dabei für das Individuum möglichst zu jedem Zeitpunkt ein positives Gesamtergebnis aufweisen.

Sinn des Lebens: Antworten der Religionen

Die verschiedenen Religionen geben unterschiedliche Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, die hier nur ganz kurz in einer vereinfachten Form grob skizziert werden sollen. Die Abschnitte beschreiben jeweils die Sicht der entsprechenden Religion.

Sinn des Lebens: Hinduismus

Der Hinduismus besteht aus verschiedenen Wegen ohne gemeinsame Gründerfigur oder allgemeingültige kanonisierte Heilige Schrift. Die einzelnen philosophischen Auffassungen haben teilweise verschiedene Konzepte hinsichtlich der Lehre von Leben, Tod und Erlösung. Ebenso unterschiedlich sind die Konzepte vom Sinn des Lebens. Für viele bedeutet es ein Leben nach den traditionellen 'vier Lebenszielen', nämlich Artha (Wohlstand), Kama (Begierde), Dharma (Pflicht, Moral) und schließlich als letztes Ziel Moksha, die Erlösung. Für die Anhänger der monistischen Advaita-Lehre bedeutet Moksha ein Aufgehen in das „kosmische Bewusstsein“ ins Brahman. Für die Anhänger der Dvaita-Lehre hat die Gottesliebe (Bhakti) einen zentralen Stellenwert, Erlösung bedeutet für sie ewige Gemeinschaft mit Gott.

Sinn des Lebens: Judentum

Die jüdische Religion basiert auf den religiösen Überlieferungen des Volkes der Juden, welches sich als das auserwählte Volk Gottes betrachtet. In der Geschichte des Judentums entstanden eine Reihe grundlegender Glaubensprinzipien, deren Einhaltung von Juden mehr oder weniger erwartet wird, um in Einklang mit der jüdischen religiösen Gemeinschaft und ihrem Glauben zu sein.

Der Sinn des Lebens im Judentum besteht in der Einhaltung der göttlichen Gesetze, d.i. in der Ehrfurcht vor Gott und seinem Willen. Die Regeln und göttlichen Gebote sind im Tanach gesammelt, der in Talmud und Midraschim diskutiert und ausgelegt wird.

Sinn des Lebens: Buddhismus

Der Begründer des Buddhismus, Siddhartha Gautama, lebte der Überlieferung nach vor etwa 2500 Jahren als reicher Fürstensohn unbekümmert und von allen Unannehmlichkeiten ferngehalten in einem Palast. Er wehrte sich gegen diese Abschottung. Als er sie als junger Heranwachsender überwand und sich der Realität des unausweichlichen Leidens und Todes stellte, erkannte er die Sinnlosigkeit seines bisherigen Lebens. Er beschloss, nach einem Ausweg aus dem Leiden zu suchen und fand seinen eigenen Weg durch Meditation. Im Ringen um Erlösung erreichte er schließlich die vollkommene Erleuchtung.

Der Sinn des Lebens im alten Buddhismus ist es, dem Kreislauf der Reinkarnationen im Samsara durch das Eingehen in das Nirvana zu entkommen, in die völlige Verlöschung[1] – was die Verlöschung der Sinnfrage logisch einschließt. In der Lehre der Buddhisten wird alles Leben und Tun als schließlich zum Leiden führend entlarvt. Hierfür wird die Gier nach Leben, Macht und Lust als ursächlich erkannt. Nur die völlige Aufgabe dieser Gier kann zur Überwindung des Leidens[2] führen.

Im Verlauf der langen Entwicklung des Buddhismus entstand eine Vielzahl buddhistischer Schulen und Strömungen, die zum Teil sehr verschiedene Methoden als Wege zur Befreiung aus dem Kreislauf des Leidens anwenden. Allen buddhistischen Traditionen ist der sogenannte „Edle Achtfache Pfad“ gemein.

In den späteren Schulen des Mahayana-Buddhismus steht vorrangig nicht die Erlösung der eigenen Person durch das Eingehen ins Nirvana, sondern die Idealexistenz eines Bodhisattva, der zunächst hilft, alle anderen Personen aus dem endlosen Kreislauf zu retten, um erst danach selbst ins Nirvana überzugehen.

Sinn des Lebens: Christentum

Engel begleiten die Seelen ins Jenseits
Engel begleiten die Seelen ins Jenseits

Das Christentum ist die Folge der Lehren von Jesus von Nazaret. Der Überlieferung nach war er Sohn eines jüdischen Handwerkers. Als Gottes Sohn und Messias verkündigte er das kommende Reich Gottes und erlöste die Menschen von der Erbsünde durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung. Durch dieses Opfer können die Menschen Vergebung für ihre Sünden erlangen, sofern sie dieses für sich persönlich annehmen.

Der Sinn des Lebens im Christentum ist es, die Gemeinschaft mit Gott im Leben wie im bzw. nach dem Tod zu erreichen. Voraussetzung sind hierzu Buße, Umkehr und der Glaube an bzw. die Annahme der Erlösung durch Jesus Christus, wie sie in der Bibel beschrieben wird.

Sinn des Lebens: Islam

Der Islam wurde durch Mohammed begründet, der als Sohn eines Händlers im heutigen Saudi-Arabien geboren wurde. Der Überlieferung nach erschien ihm der Erzengel Gabriel und übermittelte ihm die Verse des Korans. Der Islam sieht sich als Fortsetzung und Vollendung der jüdischen und christlichen Offenbarung.

Der Sinn des Lebens im Islam besteht darin, Allah zu dienen und hierdurch am Tag des jüngsten Gerichts dank guter Taten mit dem Eingehen in das göttliche Paradies belohnt zu werden. Dazu dienen u.a. der feste Glaube an Gott und seine Vorsehung, die Überwindung schlechter Eigenschaften und falscher Ideen, verantwortliches Handeln, Eintreten gegen Ungerechtigkeit und das Vollbringen guter Taten.

Sinn des Lebens: Theologisch-naturphilosophische Spekulationen

Teilhard de Chardin

In den naturphilosophischen Arbeiten Teilhard de Chardin um 1930 mündet die „Radiale Energie“ der Evolution - und damit auch die Menschheit - im Punkt Omega, dem Ersten und dem Letzten, der vollkommenen Liebe - Jesus Christus.

Frank Tipler

Nach der 1994 veröffentlichten Omegapunkt-Theorie des Kosmologen Frank J. Tiplers besteht der Sinn des Lebens darin, „die Gottheit zu erschaffen“.

Nach dieser These, die sich auf die allgemeine Relativitätstheorie, die Standardmodelle der Teilchenphysik und der Kosmologie sowie die Komplexitätstheorie zu stützen sucht, ist Gott sowohl Ziel als auch Ursprung der Evolution. Ähnlich wie bei Teilhard de Chardin, von dem der Ausdruck „Omegapunkt“ stammt, wird bei Tipler ein „göttlicher Wille zum Werden“ angenommen. Bei Teilhard ist dieses Ziel Jesus Christus als die Liebe selbst, bei Tipler die in der „Entwicklung vollendete Gottheit“.

Nur in einigen Sequenzen verlässt Tipler seine ansonst rein physikalische Argumentationslinie: Im Vergleich der Implikationen seiner Omegapunkttheorie mit den Eschatologien der Weltreligionen, und auf das umstrittene Bibelwort als Moses auf seine Frage „Wer bist du?“ vom brennenden Dornbusch die Antwort erhält: „Ehyeh Asher Ehyeh“. Die korrekte Übersetzung ist laut Ernst Bloch und Hans Küng: „Ich werde sein, der ich sein werde“ - also ein „Gott der vor allem am Ende der Zeit existiert“. Der Heilige Geist wird bei ihm quantenmechanisch als universelle Wellenfunktion gesehen.

Der Mensch als biologische Gattung wird zwar langfristig aussterben, aber dessen Kultur und deren gesamter Informationsgehalt wird in nanotechnologischen „Von-Neumann-Sonden“ (sich selbst reproduzierenden Maschinen) das Universum besiedeln. Die Möglichkeiten künftiger Informationsverarbeitung dieser unserer „kosmischen Kinder“ werden derart gewaltig sein, dass alle nur denkbaren, in sich widerspruchsfreien Universen perfekt simuliert werden können (s.a. Emulation, d.h. mit der Wirklichkeit identisch).

Auch der Informatiker Hans Moravec stellt in seinen Robotik- und transhumanistischen Thesen ähnliche Visionen von teleologischen Interpretationen des anthropischen Prinzips an.

Dies bedeutet, dass dann auch jeder (dann perfektionierte) Mensch in einem virtuellen Universum „aufersteht“. In Tiplers Eschatologie ist die Geschwindigkeit und Menge der Information im Big Crunch unendlich groß, weshalb dort auch individuelle, unendliche Ewigkeit - das Paradies - eintritt. „Billiger Altruismus“ (behandle jeden so, wie auch du von ihm behandelt werden willst) der dann lebenden intelligenten Wesen wird die Antriebskraft für diesen Simulationslauf sein. Alles intelligente, geliebte Leben (Menschen, aber auch Haustiere) wird zum ewigen Leben erweckt, weil Gott uns liebt. Begründung für die Auferstehung ist also im Grunde die Agape (selbstlose Liebe) Gottes.

Der Mensch besteht dann aus dem Stoff, aus dem jetzt der menschliche Geist besteht (Aristoteles: Form in einer Form).

Sinn des Lebens: Sicht der Soziologischen Systemtheorie

Nach Niklas Luhmann ist Sinn das universale Medium der Formbildung sozialer und psychischer Systeme.

Physische, soziale und psychische Systeme bilden Formen. Zur Formenbildung benötigen sie ein Medium. So wie für physische Systeme die Gegenstände, mit denen sich die Physik befasst, ein universales Medium zur Bildung von Formen sind, so ist Sinn das universale Medium, mit dem soziale und psychische Systeme Formen bilden können.

Zu den Formen, die im Medium Sinn geformt werden können, gehören zum Beispiel alle Sinnentwürfe, alle Fragen nach dem Sinn und alle Antworten darauf.

Im Medium Sinn gibt es mögliche Formen (die noch nicht aktualisiert wurden) und aktualisierte (tatsächlich verwirklichte) Formen. Soziale Systeme erleben diesen Unterschied und handeln, indem sie aus möglichen Formen wählen (selektieren) und sie zu aktualisierten Formen werden lassen. Die Differenz zwischen möglichen und aktualisierten Formen ist überhaupt der Grund für das Erleben und Handeln sozialer Systeme. Und Sinn als Medium für Formen ist die Voraussetzung dazu.

Sinn des Lebens: Humoristische Antworten

Auf die ewige Grundfrage des Menschen gibt es viele humorvolle Antworten, dazu gehören:

  • „Zweiundvierzig.“ im Roman Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams
  • „Fünf Tonnen Flachs“ im Discordianismus, als Zitat eines bekannten Koans des Zen: Was ist Buddha? Drei Pfund Hanf.
  • „Der Sinn des Lebens“ (The Meaning of Life) ist ein satirischer Film der britischen Komikertruppe Monty Python.
  • Das Buch Der tiefere Sinn des Labenz, eine deutsche Adaption eines Buches von Douglas Adams ist ebenso wie der Film von Monty Python nur bedingt zur Lebenshilfe geeignet. Kritiker meinen, dass die Schlussaussage, mit Freunden gutes Leben leben, durchaus sinnstiftend sein kann.

Zu Sinn des Lebens siehe auch

  • Philosophie des Glücks, Simple living

Sinn des Lebens: Quellen

  1. Gautama Buddha (überliefert): Dígha Nikáya (DN 16), Maháparinibbána Sutta
  2. Gautama Buddha (überliefert): Dígha Nikáya (DN 22), Mahásatipatthána Sutta

Sinn des Lebens: Literatur

  • Christoph Fehige, Georg Meggle, Ulla Wessels (Hrsg.): Der Sinn des Lebens. 5. Aufl. Dtv, München 2002, ISBN 3-423-30744-7 (Hervorragende Zusammenstellung wichtiger Quellentexte)
  • Beatrix Gotthold, Christian Thies (Hrsg.): Denn jeder sucht ein All. Vom Sinn des Lebens. Reclam, Leipzig 2003, ISBN 3-379-20048-4 (Sammlung verschiedenster Texte zum Thema Sinn des Lebens)
  • Paul Tiedemann: Über den Sinn des Lebens. Die perspektivische Lebensform. WBG, Darmstadt 1993, ISBN 3-534-12030-2 (Systematisierung verschiedener Typen von Sinnkonzepten)
  • Manfred Spitzer: Vom Sinn des Lebens: Wege statt Werke. Schattauer 2007, ISBN 978-3-7945-2563-8
  • Jürgen August Alt: Wenn Sinn knapp wird. Über das gelingende Leben in einer entzauberten Welt. Campus, Frankfurt a.M. u.a. 1997, ISBN 3-593-35684-8 (Diskussion verschiedener historischer und moderner Sinnangebote)
  • Julian Baggini: Der Sinn des Lebens. Philosophie im Alltag, Piper, München 2005, ISBN 3-492-04686-X (Lebenssinn diskutiert anhand sehr aktueller Beispiele)
  • Viktor Frankl: Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn. Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk. 17. Aufl. Piper, München 2004, ISBN 3-492-20289-6 (Die Logotherapie beschäftigt sich besonders mit der Sinnfrage)
  • Werner Schaeppi: Braucht das Leben einen Sinn? Empirische Untersuchung zur Natur, Funktion und Bedeutung subjektiver Sinntheorien. Rüegger, Zürich u.a. 2004, ISBN 3-7253-0774-1 (Über individuelle Theorien zum Lebenssinn)
  • Peter Lauster: Der Sinn des Lebens Econ, Düsseldorf, u.a. 1991 ISBN 3-430-15911-3
  • Bernulf Kanitscheider: Auf der Suche nach dem Sinn Insel-Verlag, Frankfurt a. Main, Leipzig 1995.
  • Hartmut Gese: Die Frage nach dem Lebenssinn. Hiob und die Folgen, in: Alttestamentliche Studien, Tübingen 1991, S. 170-188

Sinn des Lebens: Weblinks

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